Samstag, 12. April 2025, 19:30Uhr

KQ10! - Festwochenende C. P. E. Bach:

10 Jahre KQ: Festvortrag & Festkonzert
„Von der Harmonie der Welt“

Das Hamburger KomponistenQuartier, welches unter der Schirmherrschaft von Generalmusikdirektor Kent Nagano steht, feiert 2025 sein zehnjähriges Bestehen mit einem besonderen Festauftakt, der gleichermaßen die historische Tiefe der Musik und ihre intellektuelle Dimension beleuchtet. Im Mittelpunkt stehen der „Hamburger Bach“ Carl Philipp Emanuel und seine drei Brüder – Wilhelm Friedemann, Johann Christoph Friedrich und Johann Christian Bach –, deren kompositorisches Schaffen die musikalische Landschaft des 18. Jahrhunderts entscheidend prägten.

 

Den Auftakt der Feierlichkeiten bildet ein Festvortrag von Prof. Dr. Laurenz Lütteken, der unter dem Titel „Musikalische Aufklärungswelten: CPE Bach und seine Brüder“ zentrale Aspekte der Musikgeschichte des 18. Jahrhunderts beleuchtet. Im Zentrum steht dabei Carl Philipp Emanuel Bach, der nicht nur als Hofkomponist Friedrichs des Großen, sondern vor allem als Wegbereiter eines neuen musikalischen Denkens gilt. Seine Werke, insbesondere für Tasteninstrumente, zeigen eine expressive Vielfalt, die der aufkommenden Empfindsamkeit und Frühklassik den Weg bereitete. Doch CPE Bach war nicht allein: Auch seine Brüder prägten die Musik ihrer Zeit auf ganz unterschiedliche Weise. Wilhelm Friedemann Bach entwickelte als Organist und Komponist eine kontrapunktische Strenge, gepaart mit ungewöhnlicher harmonischer Kühnheit. Johann Christoph Friedrich Bach, der lange am Bückeburger Hof wirkte, verband Elemente des galanten Stils mit einer stark persönlichen Ausdruckskraft. Und Johann Christian Bach, der „Londoner Bach“, führte die Eleganz und Leichtigkeit der Musik in neue Sphären, indem er die klassische Formensprache entscheidend beeinflusste. Laurenz Lütteken wird aufzeigen, wie diese vier Musiker die Ideen der Aufklärung reflektierten und zugleich über die Grenzen des tradierten musikalischen Denkens hinauswiesen. Ihre Werke stehen für eine Epoche des Wandels – eine Zeit, in der Musik nicht nur als klangliche Kunst, sondern auch als Medium der geistigen Auseinandersetzung verstanden wurde.

 

Im Anschluss an den Vortrag bringt das Festkonzert die theoretischen Gedanken in die klingende Realität. Die Wahl der Werke – Sonaten für Flöte und Cembalo – spiegelt die unterschiedlichen kompositorischen Handschriften der Bach-Söhne wider und lässt zugleich ihre gemeinsamen Wurzeln erkennen. Die Gattung der Flötensonate war im 18. Jahrhundert besonders beliebt, nicht zuletzt durch die Vorliebe Friedrichs des Großen für das Instrument. C.P.E. Bach, der dem preußischen Hof eng verbunden war, komponierte zahlreiche Werke für Flöte, in denen er sein experimentelles Harmonie- und Formempfinden unter Beweis stellte. Seine Sonaten zeichnen sich durch eine expressive, oft überraschende Dynamik aus, die von empfindsamer Melodik bis zu kühnen harmonischen Wendungen reicht. Wilhelm Friedemann Bachs Werke hingegen bewahren eine tiefgehende kontrapunktische Dichte, während sie zugleich emotionale Unruhe und Virtuosität offenbaren. Johann Christoph Friedrichs Musik bringt einen ausgeprägten Sinn für lyrische Melodiebildung mit sich, die eine Brücke zwischen dem galanten Stil und der heraufziehenden Klassik schlägt. Johann Christian Bach schließlich, der als „London Bach“ die italienische Opernwelt und die Wiener Klassik beeinflusste, begeistert mit klaren, eleganten Linien und einer geschmeidigen Harmonik. Das Festkonzert bietet somit einen einzigartigen Einblick in die stilistische Vielfalt der Bach-Familie und zeigt, wie die vier Brüder auf ihre Weise zur musikalischen Aufklärung beitrugen. Durch die Verbindung von Vortrag und Konzert wird nicht nur die historische Bedeutung dieser Musik erlebbar, sondern auch ihre bis heute spürbare Innovationskraft.

 

Veranstaltung in Kooperation mit dem Internationalen Bachfest Hamburg.

Eintritt frei, Spenden erbeten.

 

 

Bildnachweise: Michaela Kuhn (Hansjörg Albrecht), Susie Knoll (Janne Thomsen), Stiftung Lyra, Zürich (Laurenz Lütteken)